21. Juni 2002
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)

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Gyaltsen Dolkar entlassen

21.5.2002, Dharamsala: Das TCHRD erhielt aus zuverlässiger Quelle die Information, daß Gyaltsen Dolkar (Laienname Dawa) am 21. März 2002 aus dem Drapchi Gefängnis entlassen wurde. Wie es heißt, soll sie jetzt zu Hause sein. Die 31 Jahre alte Nonne aus dem Kloster Garu im Kreis Meldro Gungkar, Bezirk Lhasa, hatte eine 12-jährige Haftstrafe zu verbüßen und hätte eigentlich am 21. August 2002 entlassen werden sollen. Über die Gründe für ihre Entlassung ist dem TCHRD bisher nichts bekannt geworden.

Gyaltsen ist nach Ngawang Choekyi und Tenzin Thupten die dritte politische Gefangene aus dem Nonnenstand, die vorzeitig entlassen wurde. Unbestätigten Berichten zufolge hätte Gyaltsen ein Krankenhaus in Lhasa zur Behandlung aufsuchen sollen, was sie jedoch nicht tat. Von ehemaligen politischen Häftlingen hörte das TCHRD, daß Gyaltsen Dolkar seit den Ereignissen im Drapchi Gefängnis von 1998 bei schlechter Gesundheit ist, weshalb ihre Entlassung medizinischen Gründen zuzuschreiben sein könnte. Das TCHRD ist sehr besorgt, daß sie sich in einem bedrohlichen gesundheitlichen Zustand befinden könnte, obwohl es bisher keine Bestätigung hierfür gibt.

Am 21. August 1990 demonstrierten bei einem von den Behörden organisierten Opern-Festival sieben Nonnen aus dem Kloster Garu, acht aus dem Kloster Michungri und ein Mönch aus Sera. Es war der erste Tag des eine Woche dauernden Shoton (Yoghurt) Festes. Die Protestierenden riefen Parolen gegen chinesische Zuwanderer und zugunsten des Dalai Lama. Sie wurden sofort festgenommen und vom PSB des Bezirks Lhasa abgeführt.

Gyaltsen Dolkar war eine der Garu Nonnen, die am 30. November 1990 wegen konterrevolutionärer Aktivitäten vor Gericht gestellt wurde. Sie wurde zu 4 Jahren Haft und Entzug der Bürgerrechte für 1 Jahr verurteilt.

Im Juni 1993 zeichneten Gyaltsen und 13 weitere Nonnen im Gefängnis auf einem hereingeschmuggelten Cassetten-Recorder Lieder und Botschaften an ihre Angehörigen und Freunde auf. Jede der Nonnen widmete ein Lied oder Gedicht, worin sie ihre Hoffnungen und Wünsche ausdrückte. Als die Gefängnisoberen dieses heimliche Tun entdeckten, wurden die Nonnen schwer bestraft. Am 8. Oktober 1993 wurden ihre Haftstrafen um 5 bis 9 Jahre verlängert. Bei Gyaltsen betrug die Verlängerung 8 Jahre, womit ihre Straflänge auf insgesamt 12 Jahre anstieg.